Sonntag, 18. März 2018

 

künstler # 05

 

Käthe Kollwitz


Da ist sie nun, die erste Künstlerin. Bei der Sammlung meiner Idole sind nicht viele Frauen dabei, was aber kein Wunder ist, denn dass Malerinnen oder Bildhauerinnen von ihrer Kunst leben können, ist erst seit Beginn des 20. Jahrhunderts so. Was der Welt dadurch an Talenten und Impulsen entgangen ist, werden wir wohl nie erfahren. Virginia Woolf hat am Beispiel der Schwester Shakespeares wunderbar erzählt.



Käthe Kollwitz hat sich in ihrem Werk intensiv mit den Opfern von Gewalt, Unterdrückung und Armut beschäftigt. Vergewaltigungsopfer im Dreißigjährigen Krieg, ledige Mütter, mittellose Arbeiterinnen und immer wieder Frauen, die um ihre Kinder trauern, waren ihre Sujets. 
Nachdem sie ihren jüngeren Sohn im 1. Weltkrieg verlor, begann sie in ihrer Arbeit stark politisch zu werden. Die meisten Lithographien, die von ihr berühmt wurden, waren Plakate für linke Parteien. Der Grafiker Horst Jansen hat einmal behauptet, in dieser Zeit habe sie aufgehört, Künstlerin zu sein. Andererseits erfuhr sie in den Anfangsjahren der Weimarer Republik die größte Anerkennung ihres Lebens: sie wurde das erste weibliche Mitglied der Berliner Akademie der Künste, ihre Werke verkauften sich in der ganzen Welt. Sie erweiterte ihre künstlerische Ausdrucksmöglichkeit um die Bildhauerei, inspiriert durch die Freundschaft mit Ernst Barlach.
Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurden ihre Werke verboten. Es war ihr zwar gestattet, in ihrer Ateliergemeinschaft weiterzuarbeiten, aber sie durfte nichts mehr verkaufen. Ihr Enkel kam im Krieg ums Leben, ihr Mann starb an einer Lungenentzündung. Sie selbst erlebte das Ende des Krieges nicht mehr.
Frauen in ihren Werken sehen immer ein wenig aus wie sie selbst. Das macht ihre Zeichnungen und Lithographien für mich noch eindrucksvoller. Es wirkt, als könne sie jedes Leid, das sie darstellt, selbst nachempfinden.


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